„Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.“ Jesaja 50,10
Diese Worte spricht der Prophet zu den Menschen im Babylonischen Exil in der Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus. Die Menschen hatten gerade die tiefste Niederlage ihrer Geschichte hinter sich: Jerusalem war zerstört, der Tempel niedergebrannt und ein großer Teil der Bevölkerung lebte seit Jahrzehnten in der Fremde in Babylonien. Die Verbannten konnten zwar in geschlossenen Siedlungen zusammenwohnen, und behielten so ihre jüdische Identität, die Verzweiflung war jedoch immens. Die bisherige Glaubenserfahrung der Menschen war geprägt davon, dass sich die Zuwendung Gottes immer auch in den äußeren und materiellen Umständen zeigte. Da die Lage seit Jahrzehnten völlig ausweglos schien, musste das Exil eine gewaltige Strafe Gottes sein.
In dieser Zeit trat ein neuer Prophet auf. Er redete davon, dass Gottes Volk getröstet werden soll (Jes. 40,1). Nicht an die vergangene Erfahrung mit Gott sollen sie sich klammern, sondern Gott will etwas Neues schaffen. Er offenbart sich neu, nicht nur als Retter des Volkes Israels, sondern darüber hinaus auch der Heiden. Zentrale Gestalt dieses Neuwerdens ist der „Knecht Gottes“ von dem an vier Stellen die Rede ist (Jes. 42,1-4; 49,1-6; 50,4-11 und 52,13-53,12).
Die Aussagen, die hier über den Knecht Gottes getroffen werden, wurden im frühen Christentum auf Jesus bezogen, so dass wir viele dieser Bilder im neuen Testament wiederfinden. Wir dürfen an Gottes Zusagen und Verheißungen glauben, auch wenn in manchen Situationen rational nichts dafür spricht. Die Worte des Propheten in Jesaja 50,10 fordern uns dazu auf. Die Geschichte Jesu, deren Beginn wir nun mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest feiern, ebenso.
Dieses Neuwerden, das Gott uns verheißt, beginnt nicht pompös und prunkvoll, sondern im ärmlichen Stall zu Bethlehem. Der Glaube, dass mit Jesu Geburt etwas Neues beginnt, macht es zum besonderen Ereignis: Für die Hirten, die dem Gesang der Engel Glauben schenken und sich auf den Weg machen. Für die Gelehrten aus dem Morgenland, die dem Stern Glauben schenken und sich zum Stall führen lassen. Sind sie bereit, sich trotz der Dunkelheit der Nacht aufzumachen zum Stall, um dort das Neuwerden ihres Lebens zu entdecken?
Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen!
Ihr Dietmar Zipperer, Mitglied des KV Cadolzburg